Auf geht’s in den hybriden Messe-Herbst: Interview mit Dr. Christian Plenge und Matthias Hochscheid
Spätestens seit Corona gewinnen digitale Angebote und Services immer mehr an Bedeutung. Und auch wir haben den veranstaltungsfreien Sommer genutzt, um zusätzlich zu unseren bereits bestehenden Online-Services noch digitaler und agiler durch turbulente Zeiten zu kommen. Natürlich finden unsere Messen mit ihren Websites und Plattformen wie dem drupa Blog, dem MEDICA Magazin, dem E-Magazin der interpack, TIGHTLY PACKED, oder EuroShop 365 der EuroShop sowie auf den verschiedensten Social-Media-Kanälen schon längst an 365 Tagen im Jahr statt. Unter dem Stichwort „Hybride Messe“ gehen wir jetzt aber noch einen Schritt weiter: Für unsere Weltleitmessen glasstec und drupa haben wir im Oktober virtuelle Events geplant, die Aussteller und Besucher auf die real stattfindenden Messen 2021 einstimmen sollen. Die Idee eines digitalen Messe-Formats kann zwar das unvergessliche Feeling, live dabei zu sein, nicht ersetzen, stellt jedoch eine sinnvolle Ergänzung und aktuell sogar eine notwendige Alternative dar.
Im Gespräch mit Dr. Christian Plenge und Matthias Hochscheid haben wir noch genauer nachgehakt, was ihr euch genau unter dem Begriff „Hybride Messe“ vorstellen könnt und inwiefern sie sich von der traditionellen Messe unterscheidet. Zudem wollten wir von den Beiden wissen, was bei der Planung und Umsetzung einer „Hybriden Messe“ besonders wichtig ist.
Christian Plenge: „Eine ‘Hybride Messe’ verlängert eine ‘reale’ Messe im Internet nachhaltig.“
Den Anfang macht Christian Plenge, Bereichsleiter „Digitale Strategie und Kommunikation“ – das bedeutet, dass er sich für die Gestaltung aller Prozesse der digitalen Transformation der Messe Düsseldorf verantwortlich zählt und stark in die Entwicklung strategischer Initiativen und neuer Geschäftsmodelle involviert ist. Christian Plenge verrät uns im Interview interessante Insights zum Thema „Hybride Messen“.
„Hybride Messen“: Wie erklären Sie Ihrer Familie oder Ihren Freunden, die nicht bei einer Messegesellschaft arbeiten, was dieser Begriff bedeutet?
Christian Plenge (CP): Das Prinzip einer klassischen Messe ist einfach: Ein Ort, an dem die Welt zu einem speziellen Thema zusammenkommt, neue, innovative Produkte kennenlernt, Geschäfte macht und ihr Netzwerk an Business-Kontakten erweitert. Wenn Sie dann nach Hause kommen und doch noch einmal das ein oder andere Revue passieren lassen wollen, wäre es doch hilfreich, sämtliche Angebote an einem Ort zu haben. Und hier kommt die „Hybride Messe“ ins Spiel. Sie stellt quasi einen „digitalen Zwilling“ von „realen“ Messen dar. Durch die Tatsache, dass es aktuell schwierig ist, Messen durchzuführen, verstärkt sich dieser Trend. Für diejenigen, die eine Messe nicht besuchen können, bieten wir diesen „digitalen Zwilling“ an, damit sie sich dennoch an der Messe beteiligen können. All das, was real auf einer Messe stattfindet, wird live zur Verfügung gestellt. So können Besucher dann beispielsweise ortsunabhängig an einem Vortrag teilnehmen und natürlich sind die Inhalte auch anschließend noch verfügbar. Die Grundidee ist eine „Hybride Messe“, die eine „reale“ Messe im Internet nachhaltig sowohl räumlich „erweitert“ als auch zeitlich verlängert.
Eine „hybride Messe“ im Vergleich zu einer Messe, wie wir sie bisher kennen: Was ist anders, was ich gleich?
CP: „Hybride Messen“ finden immer vor Ort sowie online statt, „virtuelle“ Messen hingegen gibt es ausschließlich online. Im Vergleich zu einer Messe, wie wir sie bisher kennen, bleibt also bei der „Hybriden Messe“ gleich, dass Menschen vor Ort unterwegs sind. Auch bei früheren Veranstaltungen hatten wir schon digitale Angebote, z. B. bei der MEDICA stark ausgeprägt, bei der online bereits Produkte präsentiert und Vorträge angekündigt wurden. Eine „Hybride Messe“ professionalisiert diesen Ansatz und macht das digitale Abbild vollständiger. So kann jemand, der nicht vor Ort ist oder die Messe im Nachgang erleben will, nicht nur ein Highlight auf der jeweiligen Internet-Plattform oder in den Social-Media-Kanälen sehen, sondern tatsächlich alle Vorträge abrufen. Deshalb wird der Besucher, der die „reale“ Messe besucht, vermutlich das ein oder andere zusätzliche Video-Team sehen. Und es gibt noch einen weiteren Vorteil: Nun müssen keine weiten Wege durch unterschiedliche Hallen mehr zurückgelegt werden, vielmehr ist eine Teilnahme an Vorträgen auch dank digitaler Übertragungen möglich. Den Ausstellern bieten wir beispielsweise die Möglichkeit, online Produktvideos einzustellen oder über neue technische Lösungen sowie Plattformen Geschäftspartner und Experten zu treffen, mit ihnen zu diskutieren oder zu handeln. Eben all das, was man auf einer „realen“ Messe auch macht. Die digitale Experience wird visuell gestärkt. So lässt sich die komplette Messe-Erfahrung immer, überall und noch vollständiger erleben. Dennoch weiß jeder aus eigener Erfahrung, dass das Internet weniger dazu geeignet ist, spannende Neuheiten nicht nur zu entdecken, sondern sie auch hautnah zu erleben. Doch genau dafür kommen unsere Besucher, z. B. zum CARAVAN SALON. Eine „virtuelle“ Messe ersetzt daher niemals eine „reale“ Messe, vielmehr dient sie sozusagen als Backup in diesen turbulenten Zeiten. Die Messe bleibt trotzdem die Messe.
Herr Plenge, was bedeuten „Hybride Messen“ für das Messe-Team?
CP: Für das Team ändert sich nichts, außer, dass zwei Kompetenzen zusammengebracht werden müssen, damit alle optimal miteinander arbeiten können – die Erfahrung, eine Messe durchzuführen, und das technische Know-how für die Organisation digitaler Formate. Die Zusammenarbeit des Teams intensiviert sich also, weil im Vorfeld viel mehr zu tun ist. Dabei setzen wir aktuell und dadurch, dass sich das Thema so zügig weiterentwickelt, auch vermehrt auf agilere Arbeitsmethoden und nutzen Tools wie Asana oder Webex. Denn natürlich fällt das Ganze in eine Zeit, in der viel Homeoffice betrieben wird.
Matthias Hochscheid: „Unser Hauptaugenmerk bei digitalen Angeboten liegt auf Qualität und Service.“
Von der agilen Arbeit am Projekt „Hybride Messen“ erzählt auch unser Kollege Matthias Hochscheid aus der Blog-Redaktion, der seit 2011 Teil der Messe Düsseldorf ist und als Senior Project Manager den Bereich Online-Marketing unterstützt:
„Aktuell arbeiten wir mit einem Team aus 30 Expertinnen und Experten zusammen, die alle aus unterschiedlichen Abteilungen innerhalb der Messe stammen. Wir haben von Anfang an alle Kolleginnen und Kollegen ins Boot geholt, um eine solide Planung und eine agile Arbeitsweise mit bestmöglichem Ergebnis zu erzielen. Über unser Collaboration Tool ‚Asana’ koordinieren wir die Projekte und halten uns in Daily und Weekly Standup-Meetings auf dem aktuellsten Stand. Die gemeinsame Realisierung dieser Projekte erfolgt dann in enger Abstimmung mit den jeweiligen Messeteams.“
Was dabei im Fokus aller Beteiligten steht, fasst Matthias Hochscheid so zusammen:
„Besonders wichtig bei den ‚Hybriden’ und ‚virtuellen’ Messen ist für uns die Nachhaltigkeit: Wir wollen keine ‚Schnellschüsse’ und kurzlebigen Events entwickeln, sondern planen eine dauerhafte Verfügbarkeit von Content, Networking und Informationsaustausch in Kombination mit innovativem Service für Aussteller und Besucher als elementaren Ansatz. Deswegen setzen wir auch auf vorhandene und digitale Bausteine und Prozesse, die unseren Kunden schon aus der Vergangenheit gut bekannt sind. An notwendigen Stellen erweitern wir diese dann um innovative Komponenten und Funktionen, denn wir als Messe legen schon seit jeher unser Hauptaugenmerk auf Qualität und Service, insbesondere wenn es um digitale Angebote geht.“
Herzlichen Dank für die spannenden Einblicke in das Projekt „Hybride Messen“, Herr Dr. Plenge und Herr Hochscheid. Wer mehr darüber lesen möchte, was sich genau hinter der glasstec VIRTUAL und der drupa preview verbirgt, sollte einen Blick in unsere neueste Pressemitteilung werfen!
Wir sind weiterhin gespannt auf die Ergebnisse und freuen uns auf einen interessanten Austausch nach den kommenden Messen!