Wir engagieren uns – private Ehrenamtsarbeit bei der Messe Düsseldorf
Bei der Messe Düsseldorf hat nicht nur soziales Engagement des Unternehmens Tradition, sondern wir haben auch eine sehr engagierte Belegschaft. Da ist das boot-Team, das beim RhineClean-up hilft, da ist das „Kleine hinter’m Komma“, also die Centbeträge, die 81 % unserer Kolleginnen und Kollegen seit 2014 vor der Auszahlung ihres Gehaltes streichen lassen und die gesammelt an die Elterninitiative Kinderkrebsklinik e.V. überwiesen werden. Für jeden Einzelnen von uns jeden Monat nur ein paar Cent. In Summe dieses Jahr bis November aber immerhin 2.768,- €. Und da sind ganz viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich privat engagieren und ein Ehrenamt ausüben.
Manchmal wird dieses Engagement bei der Arbeit sichtbar oder führt zu einer Aktion, an der sich noch mehr Kolleginnen und Kollegen beteiligen. So wie aktuell unser Weihnachts-Wunschbaum. Unsere Kollegin Jutta Tjaden steht seit einigen Jahren in Kontakt zur Düsseldorfer Einrichtung KID für gewaltgeschädigte Kinder. „Ich bin eher zufällig bei einer Recherche nach Düsseldorfer Einrichtungen für bedürftige Kinder darauf gestoßen, aber die Schicksale dieser Kinder haben mich nicht mehr losgelassen“, erklärt unsere Protokoll-Referentin. Seitdem unterstützt sie das KID regelmäßig mit privaten Spendenaktionen oder kleinen Überraschungen für die Kinder. Als sie dieses Jahr hörte, dass über das städtische Budget jedem Kind nur ein Weihnachtswunsch erfüllt werden kann, überlegte sie sich, wie sie helfen könnte, und kam relativ schnell zu dem Ergebnis, die Messe-Belegschaft einzubeziehen. Das Ergebnis war, dass jedes Kind am ersten Advent zwei Wunschzettel mit je einem Weihnachtswunsch gestalten durfte, die am Tannenbaum in unserem Foyer aufgehängt wurden. Wer im Büro war, konnte dort einen Wunsch „pflücken“, Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice konnten einen bei Jutta Tjaden anfordern. Schon am nächsten Tag waren alle Wünsche verteilt und wir freuen uns nun, in der nächsten Woche die Geschenke an das KID übergeben und jedem Kind seine Weihnachtswünsche erfüllen zu können.
In den allermeisten Fällen ist das ehrenamtliche Engagement unserer Kolleginnen und Kollegen aber bei der Arbeit kein Thema. Zeit, dass sich das ändert! Drei unserer ehrenamtlich aktiven Mitarbeitenden wollen wir Euch heute vorstellen.
Ehrenamt in der Nachbarschaft – Kirsten Schauerte bei hallo nachbar!
Den Anfang macht Kirsten Schauerte aus unserer Blog-Redaktion, die schon länger vorhatte, ein Ehrenamt auszuüben, für die aber jetzt die Kurzarbeit den entscheidenden Anstoß gab.
Redaktion: Du engagierst dich bei hallo nachbar!. Warum hast Du dieses Projekt ausgewählt?
KS: Ich bin über ein Werbeplakat in der Rheinbahn auf „hallo nachbar!“ aufmerksam geworden und habe mich anschließend erstmal online informiert, bevor ich auf das Team zugegangen bin. Das Projekt hat mich überzeugt, da ich quasi vor meiner Haustüre etwas bewirken kann. Das Stadtleben ist häufig so anonym, da fallen einsame und isolierte Menschen gar nicht auf. Es gibt sie aber natürlich zur Genüge! Bei „hallo nachbar!“ unterstützen Ehrenamtliche sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts vereinsamte und bedürftige Menschen in Düsseldorf im Sinne von Nachbarschaftshilfe. Manche Ehrenamtliche gehen für ihre Nachbarn einkaufen, manche begleiten sie zum Arzt, wieder andere gehen spazieren, unterhalten sich bei einem Kaffee, spielen Karten oder vieles mehr. Zusammenfassend: miteinander Zeit verbringen, zuhören, unterstützen und einfach da sein.
Redaktion: Wie sieht Deine ehrenamtliche Arbeitszeit aus? Was machst Du konkret?
KS: Ich sehe meine Nachbarin alle zwei Wochen. Sie sitzt im Rollstuhl und ist erblindet; kann daher nicht mehr alleine raus. Deswegen gehe ich mit ihr immer ein wenig spazieren und anschließend trinken wir Kaffee, essen Kuchen und unterhalten uns. Neben ihrem schweren Schicksal durch ihre Krankheiten lebt sie zudem leider sehr isoliert. Daher ist sie immer sehr daran interessiert, etwas „aus dem Leben“ bzw. Alltag zu hören. Sie erzählt aber auch aus ihrem Leben oder wir tauschen uns über die aktuelle Nachrichtenlage aus – sie hört viel Radio und ist immer gut informiert.
Für eine andere Nachbarin bin ich im Sommer vertretungsweise einkaufen gegangen, weil ihre eigentliche Ehrenamtliche temporär ausfiel. Die Dame ist fast 90 und wohnt im fünften Stock – ohne Aufzug. Ihre Wohnung kann sie deswegen nicht mehr verlassen.
Redaktion: Du und die anderen Ehrenamtlichen seid dann ja auch sehr nah an „Schicksalsschlägen“ dran. Ist das auch manchmal belastend?
KS: Manchmal schon, vor allem, weil mir meine Nachbarin über die letzten Monate natürlich ans Herz gewachsen ist und mir ihr Schicksal sehr leidtut. Daher ist es aber doch umso schöner, dass ich ihr regelmäßig eine Freude machen kann, wenn ich mit ihr Zeit verbringe – und das überwiegt! Zudem steht hinter „hallo nachbar!“ ein super Team aus Sozialarbeiterinnen, die nicht nur die Zusammenarbeit zwischen den derzeit 140 Ehrenamtlichen und 122 Nachbarinnen und Nachbarn koordinieren, sondern auch immer ein offenes Ohr für uns haben und uns kompetent beraten. Darüber hinaus finden monatliche Team-Abende statt – je nach Pandemie-Lage persönlich oder virtuell – bei denen wir Ehrenamtliche uns austauschen können.
Redaktion: Wenn sich jemand bei „hallo nachbar!“ engagieren möchte: Wie soll sie oder er vorgehen?
KS: Einfach eine E-Mail an hallo-nachbar@vision-teilen.org schreiben oder unter der 0211/153060 anrufen. Das Team ist wirklich klasse! In Erstgesprächen wird geklärt, wieviel Zeit die Ehrenamtlichen aufbringen können, was sie sich vorstellen und zutrauen, aber auch, wo mögliche Grenzen sind – seien es vermeintliche Kleinigkeiten wie ein Nachbar, der starker Raucher ist, oder die Frage „Traue ich es mir zu, jemanden zu begleiten, der eine leichte Demenz hat?“ Das Team lotet ganz genau aus, welche bzw. welcher Ehrenamtliche zu welcher Nachbarin oder welchem Nachbarn passt. Ich fühle mich absolut in guten Händen und kann allen Interessierten empfehlen, Teil von „hallo nachbar!“ zu werden!
Unterstützung für die Tafel – Sandra Rust bei der Tafel
Genauso wie Kirsten Schauerte hat sich auch Sandra Rust entschieden, die durch die Kurzarbeit hinzugewonnene Freizeit für den guten Zweck zu nutzen und engagiert sich seit einem knappen Jahr für die Tafel.
Redaktion: Frau Rust, Sie wollten, als Sie in die Kurzarbeit kamen, etwas tun, das einen nachhaltigen Zweck erfüllt. Wie kamen Sie, bei der Vielzahl von Organisationen, auf die Idee, die Tafel zu unterstützen?
Sandra Rust (SR): Meine Mutter arbeitet schon lange für die Tafel und aufgrund eines personellen Ausfalls in ihrer Gruppe konnte ich dort kurzfristig einspringen und unterstützen. Zu Beginn des Jahres war die Dauer der Kurzarbeit ja nicht absehbar und mein Einsatz für die Tafel nicht langfristig planbar. So haben wir von Monat zu Monat meine Unterstützung geplant. Und mit meinem Einsatz am 30.12. mache ich das Jahr dann tatsächlich voll.
Redaktion: Wie war die erste Kontaktaufnahme mit der Tafel? Gab es Einstiegshürden?
SR: In der ersten Januarwoche bin ich mit meiner Mutter nach Willich zur Ausgabe gefahren, eigentlich um mich vorzustellen und mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Ich hatte vorher keine Berührungspunkte und wenig Vorstellung von den Gegebenheiten. Die Begrüßung durch das Team und die Aufnahme waren sehr herzlich und nach einer guten halben Stunde wurde mir ein Korb für die Lebensmittel in die Hand gedrückt und ab dem Zeitpunkt gehörte ich dazu und habe Lebensmittel ausgegeben.
Hürden gibt es für den Einstieg aus meiner Sicht nicht. Die Schwierigkeit, neue Mitarbeiter zu bekommen, liegt für die Tafel eher daran, dass Berufstätige hier aufgrund der Öffnungszeiten schwerer einsteigen können. Ich zum Beispiel bin donnerstags ab mittags im Einsatz. An normalen Arbeitstagen für mich nicht machbar.
Redaktion: Wie sieht Ihre ehrenamtliche Arbeitszeit bei der Lebensmittelausgabe aus?
SR: Das Team vor Ort besteht aus fünf Personen – eine davon ist für die Registrierung zuständig und dann gibt es noch jeweils zwei Fahrer und Bedienungen. Für das Team der Ausgabe sind die Arbeitszeiten recht komfortabel. Wir treffen uns zwischen 13.30 und 13.45 Uhr, wenn der Wagen mit den Lebensmittelkisten kommt, die vorher von zwei Fahrern aus dem (Kühl-)Lager abgeholt werden. Diese Kisten wiederum werden von Sortier-Teams zusammengestellt. Dann prüfen wir, welche Lebensmittel wir bekommen haben und versuchen diese optimal zu verteilen. Gerade auf die Kühlprodukte legen wir unser Augenmerk, denn von diesen bekommen wir meist wenig, zusätzlich müssen wir bedenken, dass manche unserer Kundinnen und Kunden kein Schweinefleich essen. Die eigentliche Ausgabe beginnt um 14.30 Uhr und endet um 16 Uhr. Wir weisen aber keine Kunden ab und manchmal geben wir auch bis 17 Uhr aus oder solange, bis wir keine Waren mehr haben. Dann wird wieder alles weggeräumt und gefegt – wir nutzen einen Nebenraum einer Sporthalle und können nichts einlagern. Für das Ausgabe-Team ist meist 20 Minuten nach Ausgabeende Feierabend.
Für die Statistiker unter uns: Wir bedienen im Durchschnitt 30 Personen vor Ort. Mit Angehörigen sind das in Summe also knapp 100 Personen an einem Ausgabetag, die dank unserer Arbeit einwandfreie Lebensmittel bekommen haben.
Redaktion: Wie ist die Stimmung innerhalb der Teams vor Ort?
SR: Die Stimmung im Team ist gelöst, wir lachen viel und auch das Verhältnis zur Kundschaft ist angenehm. Inzwischen kenne ich viele Personen und weiß um das ein oder andere Schicksal. Auch hier werden Scherze gemacht oder Fragestellungen aufgrund der sprachlichen Differenzen mit Händen und Füßen gelöst. So freuen wir uns natürlich, dass das 10. Kind (!) von Herrn A. gesund das Licht der Welt erblickt hat. Oder hören interessiert die ein oder andere Anekdote des Herrn K., der sein gesamtes Hab und Gut für die – erfolgreiche – Besteigung des Mount Everest verkauft hat und deshalb nun bei uns Kunde ist.
Redaktion: Hatte die Pandemie auch Auswirkungen auf die Tafel und konkret auf die Essensausgabe?
SR: Das vermag ich nicht zu sagen, da ich die Zeit vor der Pandemie dort ja nicht erlebt habe. Aber die Folgen des Abzugs aus Afghanistan merken wir inzwischen. Die ersten ehemaligen Ortskräfte sind Kunden bei uns.
Redaktion: Was würden Sie Leserinnen und Lesern empfehlen, die sich ebenfalls ehrenamtlich engagieren möchten?
SR: Sie sollten auf jeden Fall schauen, was persönlich möglich ist. Ein Freund von mir gibt Silbersurfern Nachhilfe bei PC- und Handyfragen. Das geht zum Beispiel auch nach der Arbeit und am Wochenende. Die Stadt oder die Kirche ist meist ein guter erster Anlaufpunkt, um sich über mögliche Angebote zu informieren.
Internationaler Einsatz in Krisengebieten – Tim Poluzyn bei ISAR Germany
Unser Kollege Tim Poluzyn ist schon länger ehrenamtlich im Einsatz und ist auch international für den guten Zweck unterwegs.
Redaktion: Herr Poluzyn, wann und wie kamen Sie dazu, sich bei ISAR Germany zu engagieren? Was hat Sie dazu bewegt, sich bei einer Organisation zu engagieren, die Hilfe bei Naturkatastrophen, Unglücksfällen und humanitäre Katastrophen leistet?
Tim Poluzyn (TP): Als noch die Wehrpflicht in Deutschland existierte, bin ich nicht zur Bundeswehr gegangen, sondern habe Ersatzdienst bei der Feuerwehr geleistet. Dort war ein Kollege Mitglied bei ISAR Germany und der hat mich angeworben. Meine erste Übung war in Thüringen mitten im Winter.
Redaktion: Wie lässt sich Ihr Engagement zeitlich mit der Arbeit (außerhalb von Kurzarbeit) vereinbaren? Wie oft sind Sie im Einsatz?
TP: In den sogenannten Friedenszeiten finden unsere Übungen am Wochenende statt und unsere Treffen am späten Nachmittag nach der Arbeit. Das lässt sich also wunderbar mit der Arbeit bei der Messe vereinbaren. In Kriegszeiten, zu denen z. B. auch Erdbeben zählen, muss ich individuell schauen, wie ich teilnehmen kann.
Redaktion: Wie sieht ein Einsatz bei Ihnen aus? Was genau ist Ihr Aufgabenbereich?
TP: Ich bin im Bereich IT, Digitalisierung und Planung als Logistik– und Kommunikationsexperte tätig. Bei einem Einsatz sieht es so aus, dass die Vereinten Nationen nach Einsatzkräften rufen und um internationale Hilfe bitten. Bevor es dazu kommt, haben wir die Katastrophe aber schon im Blick und bereiten den Einsatz vor. Es gibt sehr viel zu beachten, wie z. B.: Welche Temperaturen herrschen vor Ort? Bräuchten wir Heizungen? Wie sieht die deutsche Botschaft vor Ort aus? Wie transportieren wir zwischen 30 und 50 Personen, 7 bis 14 Tonnen Material und bis zu 10 Hunde zum Einsatzort? Zu dem Material zählen auch eigenes Wasser und Strom, da wir dem Katastrophengebiet nicht zusätzlich zur Last fallen wollen. Aber natürlich dürfen auch Essen, Kaffee und Süßigkeiten nicht fehlen. Anschließend muss nach 10 bis 14 Tagen der Rückweg geplant werden und final findet eine Inventur des nicht verbrauchten Materials statt, um zu prüfen, was aufgefüllt werden muss. Während des Einsatzes bin ich zuständig für den Zugriff auf weitergehende Informationen.
Redaktion: Auf wie vielen Einsätzen waren Sie bisher?
TP: Meine fünf Einsätze haben mich bisher nach Indonesien, Haiti, Nepal, Bosnien und Herzegowina sowie auf die Philippinen geführt.
Redaktion: Was muss im Kontakt zu Patientinnen und Patienten beachtet werden und müssen dabei in einer Pandemie besondere Vorkehrungen getroffen werden?
TP: Natürlich gelten bei uns auch die erweiterten Hygienemaßnahmen: Wir sind alle geimpft, tragen permanent einen Mundschutz und wechseln noch öfter die Handschuhe. Aber vor allem der Umgang mit Patienten erfordert, dass wir als erstes die Körpertemperatur überprüfen, auch wenn es um ein ganz anderes Leiden geht. Natürlich ist auch in Katastrophengebieten oft die Wasserqualität nicht so gut, dass wir es nutzen können, was ein weiterer Grund dafür ist, dass wir unsere eigene Wasseraufbereitungsanlage mitnehmen.
Redaktion: Falls Leserinnen und Leser interessiert sind – für wen eignet sich ein Ehrenamt wie Ihres? Gibt es Voraussetzungen?
TP: Voraussetzung um bei uns einzusteigen ist, dass Interessenten mindestens eine fachnahe Ausbildung haben, wie z. B. vom THW oder als Rettungsassistenten etc., denn wir bauen auf der dafür notwendigen Grundausbildung auf. Es ist wichtig, dass sich die Interessenten bewusst sind, wie die Struktur und die Hierarchien bei uns funktionieren. Denn bei einem Einsatz haben wir keine Zeit, über Befehle zu diskutieren.
Vielen Dank an alle Aktiven, für die vielen spannenden Einblicke, die wir in ihre ehrenamtliche Tätigkeiten bekommen haben. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg und Freude bei ihren Einsätzen.
Überlegt ihr auch, einem Ehrenamt nachzugehen oder engagiert euch sogar bereits? Erzählt uns mehr davon in unseren Kommentaren!