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Caravaning-Tourismus auf Erfolgskurs – Interview mit CIVD-Geschäftsführer Daniel Onggowinarso

Bildquelle: CIVD
Bildquelle: CIVD

Mehr als 1,7 Millionen Campingfahrzeuge gibt es in Deutschland, so ein Fazit der Studie „Wirtschaftsfaktor Campingplatz- und Reisemobiltourismus in Deutschland 2020/2021“. Im Vorfeld des CARAVAN SALON haben wir uns mit Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer beim Caravaning Industrie Verband e.V. (CIVD), über die Erkenntnisse der Untersuchung und deren Bedeutung ausgetauscht.

Urlaub mit dem Caravan und Reisemobil ist individuell, flexibel und sicher. Das machte den Caravaning-Tourismus für deutsche Urlauber vor allem in den vergangenen zwei Jahren attraktiv und zu einem wichtigen Motor für die Tourismuswirtschaft in Deutschland. So überrascht es nicht, dass im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 41 Prozent mehr Wohnmobile neu zugelassen wurden. Diese Bilanz zieht das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr (dwif) in seiner Studie „Wirtschaftsfaktor Campingplatz- und Reisemobiltourismus in Deutschland 2020/2021“.

Anlässlich des CARAVAN SALON, der vom 27. August bis 4. September 2022 (Preview Day für Medien und Fachbesucher am 26. August) in 16 Hallen und auf dem Freigelände der Messe Düsseldorf stattfindet, haben wir uns mit Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer beim Caravaning Industrie Verband e.V. (CIVD) über die Entwicklungen im Camping- und Reisemobiltourismus und der Caravaning-Branche unterhalten.

„Reisemobilstellplätze bieten ein unglaubliches touristisches und wirtschaftliches Potential“

Redaktion: Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Ergebnisse der Studie?

DO: Die vorgestellten 14 Milliarden Euro Umsatz durch Caravaning-Tourismus sind ein extrem beeindruckender Wert. Laut den neuesten Zahlen des dwif ist die Zahl in den letzten zwölf Monaten sogar auf über 15 Milliarden gewachsen. Diese Einnahmen waren in den vergangenen Jahren besonders wichtig für Urlaubsregionen, denn während der Pandemie sind viele Tourismus-Bereiche eingebrochen und wichtige Einnahmequellen weggefallen. Damit sicherte Caravaning Zehntausende von Arbeitsplätzen.

Darüber hinaus verdeutlicht die Studie, welchen großen Mehrwert Angebote an Caravaning-Reisende für Kommunen haben: Bereits mit niedrigschwelligen Übernachtungsmöglichkeiten können Regionen ihre touristische Attraktivität deutlich steigern. Das gilt insbesondere für touristisch schwächer entwickelte Gebiete.

Wie ist das möglich?

DO: Einen großen Beitrag hierzu leisten Reisemobilstellplätze, denn im Vergleich zu anderen Übernachtungsangeboten wie z. B. Hotels sind Stellplätze relativ kostengünstig und unkompliziert in der Umsetzung. Das nutzen unter anderem immer mehr Bauernhöfe und Weingüter, womit die Übernachtungsmöglichkeiten für Caravaning-Urlauber noch abwechslungsreicher werden. Das ist eine echte Win-win-Si­tu­a­ti­on für alle Beteiligten.

Durch die zunehmende Beliebtheit von mobilem Reisen wird auch der Ausbau der Caravaning-Infrastruktur immer relevanter. Dem tragen Sie auch mit Angeboten für die Besucherinnen und Besucher des CARAVAN SALON Rechnung. Erzählen Sie uns mehr darüber.

DO: Wir wollen noch gezielter kommunale Entscheider und private Investoren für das Thema Caravaning-Infrastruktur sensibilisieren. Reisemobilstellplätze bieten, wie erwähnt, ein unglaubliches touristisches und wirtschaftliches Potential, insbesondere für schwächer entwickelte Regionen. Vielen Entscheidern ist das mittlerweile bewusst, bei den übrigen wollen wir noch mehr Aufklärungsarbeit leisten. Der Deutsche Stellplatztag und unser Musterstellplatz auf dem Freigelände sind sehr gute Kanäle hierfür. Der zweite Deutsche Stellplatztag am Montag, dem 29. August, bietet Einblicke in die Thematik und liefert Inspirationen und Best-Practice-Beispiele. Auf dem Musterstellplatz können sich Interessierte Stellplatzkonzepte unter Realbedingungen anschauen, Fragen stellen und sich beraten lassen.

„Reisemobile und Caravans sind auf dem besten Weg, Smart Homes auf Rädern zu werden“

So wie der Caravaning-Tourismus aktuell boomt, wird sicherlich auch das Thema Nachwuchs immer wichtiger. Wie ist die Branche hier aufgestellt?

DO: Da die bisherigen Fachrichtungen des Ausbildungsberufs „Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker“ inhaltlich sehr auf den Kfz-Bereich fokussiert sind, haben wir gemeinsam mit dem Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) die Fachrichtung „Caravan- und Reisemobiltechnik“ neu geschaffen. Diese ist auf die besonderen Anforderungen der Caravaning-Branche abgestimmt und deckt Besonderheiten in der Produktion, Reparatur und Wartung von Freizeitfahrzeugen ab – beispielsweise im Bereich Sanitäranlagen und Flüssiggas. Darüber hinaus kommen in der Reisemobil- und Caravan-Produktion Materialien wie Holz und GFK zum Einsatz, mit deren Umgang klassische Kfz-Mechaniker eher ungeübt sind. Die neue Fachrichtung ist ein echter Meilenstein für unsere stark wachsende Branche, die damit dem enormen Bedarf nach spezialisierten Fachkräften aktiv begegnet.

Dieser Bedarf wird doch bestimmt steigen, wenn zunehmend auch Zukunftstechnik in die Branche Einzug hält. Welche Trends und Entwicklungen erwarten uns in diesem Bereich?

DO: Die fortschreitende Elektrifizierung von Fahrzeugen ist ein wichtiges Zukunftsthema für unsere Branche. Caravans mit elektrischem Antrieb, aktuell in der Erprobung, könnten beispielsweise in Zukunft das Zugfahrzeug unterstützen. Außerdem wird die Akkuleistung bei Pkw immer besser, womit sich die Reichweite der Kombination deutlich erhöhen würde. Die zusätzliche Unterstützung sorgt auch für mehr Fahrkomfort und Sicherheit. Bei den kompakten Reisemobilen werden perspektivisch zunehmend elektrisch angetriebene Modelle auf den Markt kommen. Bei größeren Reisemobilen bleibt aktuell noch abzuwarten, wie die Chassishersteller die Herausforderungen in Bezug auf Gewicht, Reichweite und Kosten lösen werden.

Da die Komfortansprüche der Kunden immer mehr steigen, werden Fahrzeuge zudem immer vernetzter und intuitiver bedienbar: Die Steuerung der Bordtechnik per Smartphone gehört längst zum Branchenstandard. So lassen sich beispielsweise bequem per App Füllstände prüfen oder Heizung und Klimaanlage vor der Rückkehr ans Fahrzeug regulieren. Reisemobile und Caravans sind auf dem besten Weg, Smart Homes auf Rädern zu werden.

Vielen Dank für das Interview, Herr Onggowinarso.

Übrigens hat auch das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) im Auftrag des CIVD eine Potenzialstudie zur Bedeutung von Caravaning durchgeführt und dabei herausgefunden, dass 1,2 Millionen Camper in den nächsten ein bis zwei Jahren konkrete Kaufabsichten für Freizeitfahrzeuge haben. Wenn ihr dazu gehört und das vielfältige Angebot in diesem Segment live unter die Lupe nehmen möchtet, solltet ihr euch jetzt Tickets für den CARAVAN SALON besorgen. Bitte beachtet, dass das auch in diesem Jahr nur vorab online möglich ist.

Ihr wollt vorab noch mehr Einblicke in den CARAVAN SALON? Dann lest mal in unser Interview mit Project Director Caravaning & Outdoor Stefan Koschke rein und verratet uns, auf welche Highlights ihr euch in diesem Jahr besonders freut.

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