Soziales

Hilfe für die Ukraine: Wie aus einem Lager der Messe Düsseldorf ein Spendenzentrum wurde

Wir bringen uns ein, um den Menschen aus der Ukraine zu helfen: mit freien Hallen, unserer Technik und zahlreichen Kolleginnen und Kollegen. Unser Lager „Stockumer Höfe 2“ an den Messeparkplätzen ist so im März zu einem Dreh- und Angelpunkt für Ukraine-Spenden geworden. Wie es dazu kam und wie das genau aussieht, berichtet Gilda Enning, die das Lager ehrenamtlich leitet.

Das Messejahr ist noch nicht gestartet und doch herrscht schon Betrieb auf dem Düsseldorfer Messegelände – ganz im Zeichen der Hilfe für Menschen aus der Ukraine. In Halle 6 sind Geflüchtete untergebracht und in zwei weiteren Messehallen werden Spenden für sie gelagert. Der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde Düsseldorf stellen wir darüber hinaus im März das Lager Stockumer Höfe 2 an den Messeparkplätzen zur Verfügung, um Spenden zu lagern und von dort aus in die Ukraine zu transportieren. Nachdem die in Düsseldorf lebende Brasilianerin Gilda Enning privat zu Sachspenden aufgerufen hat und von der großen Resonanz überrascht wurde, hat sie an mehreren Stellen angefragt, ob ihr Lagerfläche zur Verfügung gestellt werden kann – und kam so zur Messe Düsseldorf.

Porträtfoto Gilda Enning
Gilda Enning hat mit tatkräftiger Unterstützung der brasilianischen und ukrainischen Gemeinde sowie der Messe Düsseldorf eines unserer Lager in ein Spendenzentrum verwandelt

5 Tage von der Idee zur Umsetzung

Frau Enning, eine Brasilianerin aus Düsseldorf organisiert Sachspenden für die Ukraine – wie kam es dazu?

Gilda Enning (GE): Ich bin bereits in der brasilianischen Gemeinde Düsseldorf ehrenamtlich aktiv und die Ereignisse in der Ukraine sind mir so nah gegangen, dass ich kurz nach dem Beginn des Konflikts beschlossen habe, meine Kontakte auf Social Media um Sachspenden zu bitten. Durch meine medizinische Ausbildung hatte ich eine gewisse Vorstellung davon, was gebraucht wird. Ich startete den Aufruf mitten in der Nacht – und schon am nächsten Tag kam ich nicht mehr aus meinem Haus, weil es mit Spenden zugestellt wurde. Was mir fehlte: Lagerplatz und eine Möglichkeit, die Hilfsgüter in die Ukraine zu bringen. So kam die ukrainische griechisch-katholische Gemeinde Düsseldorf ins Spiel. Sie steckte ebenfalls schon mitten in der Spendensammlung und konnte für den Transport ein ukrainisches Logistikunternehmen gewinnen, das normalerweise Getreide von der Ukraine nach Deutschland liefert.

Und wie kam die Messe Düsseldorf ins Spiel?

GE: Das Platzproblem war nach wie vor nicht gelöst. Da kam uns die Idee, die Messe Düsseldorf anzusprechen, und nach ein paar Telefonaten landete ich bei Clemens Hauser, Bereichsleiter Technik. Dann ging alles ganz schnell. Vier Tage nach meinem ersten Spendenaufruf hat er mir die Schlüssel des Lagers in den Stockumer Höfen 2 in die Hand gedrückt und gesagt: „Das gehört Ihnen, machen Sie mal.” Und das habe ich dann gemeinsam mit der brasilianischen und ukrainischen Gemeinde auch.

Wie genau arbeiten Sie in dem Lager?

LKW im Spendenzentrum werden beladen
In Stockumer Höfen 2 freut man sich auch über gespendete Kartons

GE: Herr Hauser hatte uns von Anfang an versichert, dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Die Messe Düsseldorf versuche uns alles zur Verfügung zu stellen, was wir brauchen. Auch WLAN hat die Messe-IT hier installiert, damit wir die Logistik reibungslos steuern können. Ich bin sehr dankbar für diese Rahmenbedingungen: Viele Freiwillige, darunter teils auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Messe Düsseldorf, arbeiten hier Hand in Hand – von der Organisation über die Spendenannahme und -sortierung bis zur Beladung der LKW. Es ist unglaublich, wie hilfsbereit die Menschen sind – nicht nur aus Düsseldorf. Mittlerweile kamen sogar Leute aus Aachen, Dortmund, Krefeld und Essen zu uns in die Halle. Und auch zahlreiche Organisationen und Unternehmen unterstützen uns – zum Beispiel die Caritas, die Düsseldorfer Jonges … mein Telefon steht nicht mehr still. Viele Bäckereien wie die Vollkornbrotbäckerei Wilhelm Loosen beteiligen sich auch! An einem Tag wurden uns über 300 Pakete an Schwarzbrot geliefert. Vom Rotary Club Düsseldorf erhalten wir medizinische Produkte und der Lions Club stellt uns Stromaggregate zur Verfügung. Das ist unglaublich – ohne diese ganze Unterstützung wären wir nicht weitergekommen. 30 LKW konnten wir schon auf den Weg in die Ukraine bringen! Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell so weit kommen.

Das Spendenzentrum bietet ausreichend Platz für Medikamente, Hygieneartikel, Baby- und Tiernahrung, Powerbanks, etc.

Das klingt nach einem Vollzeit-Job.

GE:Das können Sie laut sagen. Ich bin normalerweise im Architekturbüros meines Mannes tätig und unterstütze beispielsweise mit Água pra viver ein Hilfsprojekt in meiner Heimat Brasilien. All das habe ich vorerst etwas runtergefahren, um mich voll und ganz der Hilfe für die Ukraine zu widmen. Ich habe mich schon immer gerne für Menschen in Not eingesetzt.

Wie sah Ihr ehrenamtliches Engagement vor den Ereignissen in der Ukraine aus?

GE: In meiner Jugend in Brasilien habe ich mich für viele Menschen auf der Straße eingesetzt und mich in der katholischen Kirche engagiert. Seit 30 Jahren lebe ich nun in Deutschland und habe hier mit der brasilianischen Gemeinde Düsseldorf vielen Menschen, die aus Brasilien stammen, geholfen.

Eure Hilfe ist gefragt

Wenn unsere Leserinnen und Leser bei Ihnen etwas abgeben möchten, welche Arten von Spenden für die Ukraine nehmen Sie an?

GE: Momentan brauchen wir ganz dringend Medikamente sowie alle möglichen Utensilien für den OP-Bereich. Außerdem werden Hygieneartikel und Babynahrung, vor allem für Säuglinge, gebraucht. Für Tiernahrung ist auch noch genug Platz. Powerbanks werden ebenfalls oft gespendet, aber leider mit sehr niedriger Kapazität. Das ist primär das, was wir gerade benötigen. Wovon wir bereits viel haben, sind Nahrungsmittel(-dosen) und Kleidung. Wir benötigen mehr Spenden, die uns auch logistisch unter die Arme greifen: Kartons, Wasser und Batterien. An der Halle führen wir eine pandemiebedingte Zugangskontrolle durch. Daher bitte Ausweisdokumente und den Impfnachweis mitbringen, wenn man uns besucht. Wir haben bis Ende März von Montag bis Freitag von 9:30-18:00 Uhr und samstags von 10:00-18:00 Uhr das Lager geöffnet.

Vielen Dank Frau Enning, dass Sie sich die Zeit für uns genommen und berichtet haben, wie es zu diesem tollen Projekt kam. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg, viele Helfer, Spenden und alles Gute!

Wer sich für Geflüchtete in Düsseldorf engagieren möchte, kann sich bei der Stadt Düsseldorf unter ukraine-hilfe@duesseldorf.de melden. Für private Sachspenden steht die Annahmestelle in der Querstraße 4 bereit. Weitere Informationen dazu finden Interessierte unter www.duesseldorf.de/ukraine.

Bildquelle (Header & Beitragsfotos): Messe Düsseldorf/ctillmann

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Marcel Berndt
Senior Manager Corporate Communications bei der Messe Düsseldorf GmbH. Zukunftsoptimist, Weltenbummler, Düsseldorf-Fan .