Umzug nach Shanghai – Interview mit Marius Berlemann
Marius Berlemann ist seit dem 1. April General Manager der Messe Düsseldorf Shanghai Co., Ltd. (MDS). Zuvor war er nach einem Jahr als Trainee und verschiedenen anderen Stationen bei uns im Haus Global Head Wine & Spirits und Director der ProWein. Nun hat er die gesamte Projekt-, Personal- und Budgetverantwortung für das Portfolio der Messe Düsseldorf in China und wird vor allem den Ausbau des Neugeschäfts und unserer Messeportfolios in China weiter vorantreiben. Für ihn eine zugleich spannende und herausfordernde Aufgabe, bei der er gleichzeitig Messe-Generalist sein und tiefe Einblicke in jede Branche unserer Messethemen erlangen muss. Sein Tag kann mit Themen rund um unsere Verpackungsmaschinenmesse „swop“ starten, mittags im Caravaning-Bereich weitergehen und am Abend wird noch die Strategie für die wire und Tube China besprochen. Dazu kommt die besonders spannende Herausforderung der Mitarbeiterführung – zudem in einem anderen Kulturkreis. Shanghai ist für ihn jedoch kein Neuland, denn vor fünf Jahren war Marius Berlemann schon einmal ein Jahr für die Messe Düsseldorf in Shanghai und baute dort die ProWine China auf. Von den rund 70 Mitarbeitern, die unsere chinesische Tochtergesellschaft hat, kannte er noch ein gutes Drittel, was ihm den Einstieg natürlich erleichtert hat. Marius Berlemanns Familie, seine Frau und die beiden Kinder (ein und drei Jahre alt), haben ihn nach China begleitet. Im Interview berichtet er über seinen Start in Shanghai, neue berufliche Herausforderungen und was ihm und seiner Familie in Shanghai besonders gut gefällt.
Sie sind im März umgezogen, Ihre Familie ist im August nachgekommen. Wie lange waren sie mit den Umzugsvorbereitungen beschäftigt und was gab es für Hürden?
Das stimmt, wir haben den Umzug bewusst gesplittet. So konnte ich mich am Anfang voll und ganz auf meine neue Arbeit einstellen und unsere Tochter konnte ihr erstes Kindergarten-Jahr in Düsseldorf beenden.
Für Privatpersonen kann es relativ kompliziert und aufwendig sein, nach China einzureisen und vor Allem eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Dadurch, dass ich hier für die Messe Düsseldorf tätig bin, habe ich aber tolle Unterstützung bekommen und alle Visa-Angelegenheiten liefen problemlos. Die notwendigen Unterlagen, wie z.B. Heirats- und Geburtsurkunden, sowie deren Beglaubigungen hatten wir bereits ein paar Wochen vorher zusammengestellt und erledigt. Unsere „größte Hürde“ bestand darin, vor Ort in Shanghai einen sogenannten Health-Check durchführen zu lassen. Bei 40 Grad Außentemperatur in einem Krankenhaus-Kittel von Raum zu Raum geschickt zu werden, um sich einmal komplett durchleuchten zu lassen – darauf muss man sich einfach einlassen. Zum Glück müssen Kinder unter 18 Jahren einen solchen Medizin-Check nicht absolvieren.
Dank der Unterstützung und weil meine Frau und ich die Stadt schon kannten und wussten, was uns erwartet, sind wir den Umzug ehrlich gesagt recht gelassen angegangen. Unsere Planung beschränkte sich im Wesentlichen auf das Koffer-Packen. Hier vor Ort gibt es ein breites Shopping-Angebot, was fehlt besorgen wir hier und wenn unsere Kinder doch etwas vermissen, wird es beim nächsten Heimatbesuch eingepackt. Sehr wichtig war uns allerdings, dass unsere Tochter ohne längere Pause wieder zurück in eine Kindergarten-Einrichtung gehen konnte. Deshalb haben wir uns frühzeitig darum gekümmert und sie schon ein halbes Jahr vor der Abreise für die Deutsche Schule Shanghai angemeldet.
Wohnungssuche in Shanghai – so kompliziert wie man es sich vorstellt?
Die Wohnungssuche war tatsächlich relativ unkompliziert. Die Messe hat eine Immobilien-Agentur mit einem Makler vor Ort beauftragt, der uns trotz der sehr hohen Bevölkerungsdichte von über 24 Mio. Einwohnern erstaunlich viele freie Wohnungen zeigen konnte. Natürlich mussten wir erst einmal einige ansehen, bevor wir die Richtige gefunden hatten, aber darauf hatten wir uns von Anfang an eingestellt. Besonders wichtig war uns eine nicht zu große Entfernung zum Büro und zum Kindergarten. Glücklicherweise haben wir eine passende Wohnung in der Mitte gefunden.
Wer lebt sich schneller ein, die Kinder oder die Erwachsenen?
Wir Erwachsenen machen uns oft viele Gedanken und auch teilweise unnötig viel Druck. Die Kinder sind unvoreingenommen, lassen Dinge auf sich zukommen und gerade in unserem Fall, mit zwei Kleinkindern im Alter von drei und einem Jahr, sind sie da glücklich und zufrieden wo auch Mama und Papa glücklich und zufrieden sind. Für uns als Eltern ist es wichtig, den Kindern ein schönes Zuhause zu bieten, zu helfen, dass sie schnell Freunde finden, und das ein oder andere bekannte Essen auf den Tisch zu zaubern.
Sie kannten Shanghai schon. Worauf haben Sie sich am meisten gefreut?
Sowohl meine Frau als auch ich sind große Fans der Peking Ente, die man unglaublich gut im Lokal DaDong essen kann. Da schlage sogar ich ordentlich zu, obwohl ich sonst kein großer Fleischfan bin.
Was ist ihr Lieblingsort in Shanghai? Was sollten sich Besucher unbedingt anschauen?
Mein neuer Lieblingsort in Shanghai wird wahrscheinlich unsere neue Wohnung sein. Aus dem Fenster hat man einen guten Blick auf den Shanghai Tower, der weltweit das zweithöchste und Chinas höchstes Gebäude ist.
Shanghai hat unheimlich viel zu bieten und für jeden Besucher ist das Richtige dabei. Ein Muss ist natürlich der Bund, die Promenade am Fluss Huangpu. Wir haben vor Kurzem eine Bootstour über den Huangpu River unternommen, dabei hat man einen tollen Blick auf beide Seiten des Flusses, die „alte“ Seite Puxi und die „neue“ Seite Pudong. Wer neben dem modernen Shanghai auch gerne das traditionelle China kennen lernen möchte kommt bei einem Besuch des Yu Garden voll auf seine Kosten. Hier findet man einen 400 Jahre alten Garten sowie ein schönes Teehaus. Am liebsten schlendere ich an einem Sonntagnachmittag durch das FFC (Former French Concession), das für mich durch seine vielen kleinen Boutiquen und Lokale ein ganz besonderes Flair hat. Besonders Weinliebhaber werden hier nicht enttäuscht.
Vermissen Sie etwas an Düsseldorf?
Ich vermisse die doch sehr kurzen und vor allem stressfreien Verkehrswege in Düsseldorf. Trotz mehrspuriger Fahrbahnen ist das Verkehrsaufkommen in Shanghai sehr hoch und „mal eben“ zu einem Meeting zu fahren, kostet mich teilweise eine Stunde Autofahrt. Außerdem freue ich mich jetzt schon auf den nächsten Spaziergang durch den Wald, mit den Kindern die Natur zu erleben und einfach mal tief durchzuatmen. Trotz der der vielen Grünanlagen hier in Shanghai, die sehr liebevoll angelegt und top gepflegt werden, vermisse ich die bekannten Waldwege.
Wie bringen Sie Düsseldorf bzw. Heimat-Feeling an Ihren Standort?
Düsseldorf Feeling bringe ich immer mit einem gepackten Koffer voll Leckereien nach Shanghai, Snacks für die Kinder und die gute deutsche Schokolade dürfen hier nicht fehlen.
Wir danken Marius Berlemann für diesen spannenden Einblick und wünschen ihm und seiner Familie viel Erfolg und Spaß in Shanghai. Habt Ihr auch Auslandserfahrungen gemacht – vielleicht auch in China? Wie lief es bei Euch?