In Düsseldorf wurde die S(ch)icht gewechselt – und wir waren dabei!
Sabrina Lang und Moritz Maier aus unserer Tischlerei wechselten im Oktober 2019 für einen Tag ihren Arbeitsplatz und waren zu Gast in der Schreinerei der Werkstatt für angepasste Arbeit (WfaA) in Düsseldorf. Anlässlich des bundesweiten Aktionstages „S(ch)ichtwechsel“ erhielten sie Einblicke in die Arbeit der Kollegen vor Ort. Am 22. Januar waren sie dann die Gastgeber: Ihre Austauschpartner Michael „Micha“ Bersuch und Dirk Hembach waren zum „Rückwechsel“ auf dem Messegelände, um sich ein Bild von der Arbeit bei uns zu machen.
S(ch)ichtwechsel – Der Aktionstag für neue Perspektiven
Viele Menschen haben keine oder falsche Vorstellungen davon, was und wie Menschen mit Behinderungen arbeiten und was sie täglich leisten. Aber es gibt viele Klischees: „Simple und stumpfe Arbeiten in exklusiven Werkstätten“, gehört dazu. Um mit solchen Vorurteilen aufzuräumen und Sichtweisen zu ändern, wurde 2017 in Berlin der Aktionstag „S(ch)ichtwechsel“ ins Leben gerufen. Mitarbeitende aus Unternehmen erhielten die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz für einen Tag mit Beschäftigten aus Werkstätten zu tauschen und somit einen Einblick in die Vielfalt der Produkte und Dienstleistungen zu erhalten und die Menschen, die dort arbeiten, kennenzulernen. 2019 folgten zahlreiche Werkstätten dem Vorbild und so fand am 24. Oktober der erste bundesweite S(ch)ichtwechsel statt. Auch Düsseldorf war dabei und wir, die Messe Düsseldorf, natürlich auch!
Der erste Eindruck vom Messegelände und der Tischlerei
„Ich bin gespannt, was man auf dem Gelände sieht, wie die Mitarbeiter der Tischlerei hier arbeiten und auf die Schiffe“, verriet Michael Bersuch als er und sein Kollege Dirk Hembach morgens bei uns ankamen. „Der Rückwechseltermin wurde extra in die boot-Laufzeit gelegt“, erklärte Sabrina Lang. „So könnten wir ganz unmittelbar zeigen, wo die Produkte unserer Arbeit für eine Messe eingesetzt werden.“ Also zogen sie los, ihre „Baustellen“ zu besichtigen. Zum Beispiel in die Halle 8a, die – mit Ausnahme des Händlerbereichs – nahezu komplett von der Tischlerei erstellt wurde. Und in die Halle 13, um die Paddelstrecke zu begutachten. Ebenfalls Handwerk unserer Kollegen, wie auch der Tauchturm im Dive-Center. Einmal in den Hallen angekommen und als Fachpersonal erkannt, wurden die vier auch prompt von den Ausstellern angesprochen. „Wir haben heute einige Kleinigkeiten repariert und Dinge aufgehangen“, berichtete Dirk Hembach nach dem Messerundgang.
Michael Bersuch kannte die Messe Düsseldorf schon vor dem S(ch)ichtwechsel. Anlässlich der REHACARE war er selbst schon vor Ort, da die WfaA dort einen eigenen Stand hat. Dennoch waren er und sein Kollege ganz generell von der Größe beeindruckt. Nicht nur vom Messegelände, sondern auch von der Größe der Werkstatt. „Ich dachte, hier sei alles viel kleiner. Aber die Tischlerei ist riesig“, sagte Michael Bersuch. Größer, aber vom Aufbau her gar nicht so anders, als bei der WfaA. „Die Fertigungs- und Maschinenbereiche sind sehr ähnlich. Auch der Maschinenpark der WfaA, der zum Beispiel Kreissägen umfasst, ist sehr gut aufgestellt“, ergänzte Moritz Maier. „Allerdings sind die Räume der Kollegen enger. Das kann aber auch daran liegen, dass dort viel mehr Mitarbeiter in der Schreinerei arbeiten!“ Um die 50, um genau zu sein.
Besonderheiten der Werkstatt für angepasste Arbeit Düsseldorf
„Viele wissen gar nicht, was alles zu den Werkstätten gehört und was dort produziert wird. Wir wussten es auch nicht und waren entsprechend überrascht“, schilderte Sabrina Lang. „In der WfaA-Schreinerei wird viel Holzspielzeug erstellt. Beispielsweise Kaufläden, Tischkicker, Puppenhäuser, Werkbänke oder Küchen. In dem Zusammenhang arbeiten sie vor allem mit Massivholz.“ Überrascht waren unsere Kollegen auch darüber, welche Produkte alle für Düsseldorf erstellt werden: „In der Werkstatt werden zum Beispiel auch Stehtische für diverse Brauhäuser und Kneipen in der Altstadt angefertigt. Aber auch Radschläger oder Schlüsselanhänger mit Rheinturmmotiv, die als Souvenirs verkauft werden“, ergänzte Moritz Maier.
Im Gegensatz zu unseren Kollegen, die in allen Arbeitsbereichen der Tischlerei eingesetzt werden, sind unsere Gäste in ihrer Schreinerei bestimmten Bereichen zugeordnet: Dirk Hembach arbeitet in der Produktion und ist dort zum Beispiel für Zuschnitte verantwortlich, schleift Kanten ab und dübelt. Michael Bersuch ist in der Montage tätig, wo er beispielsweise den Zusammenbau von Einzelteilen übernimmt, ölt, lackiert und bei der Endkontrolle unterstützt. „Das ist das Besondere an der Werkstatt für angepasste Arbeit: Jeder Mitarbeiter wird nach seinen Fähigkeiten eingesetzt“, schilderte Sabrina Lang. „Daher habe ich großen Respekt vor den Werkstattleitern dafür, dass sie die jeweils passende Arbeit für ihre Mitarbeiter finden.“
Im Stadtgebiet von Düsseldorf arbeiten rund 1.800 Menschen mit und ohne Behinderung bei der WfaA in den unterschiedlichsten Bereichen, wie zum Beispiel in der Elektromontage, Konfektionierung- und Verpackung, Wäscherei/Näherei, Garten-/Landschaftspflege, Gastronomie (Café Südpark), Tierhaltung/Bauernhof oder – wie Michael Bersuch und Dirk Hembach in der Holzbe- und -verarbeitung. Bereits im Eingangsverfahren wird ermittelt, in welchem Bereich die jeweilige Person arbeiten möchte und kann.
Alle vier waren von dem S(ch)ichtwechsel begeistert. „Es war eine klasse Aktion, um einen Eindruck von der Arbeit der anderen zu erhalten. Die Möglichkeit, einmal die Perspektive zu wechseln, bekommt man im Alltag sonst selten“, so Moritz Maier. „Bei der WfaA waren die Mitarbeiter uns gegenüber sehr offen und haben uns alles gezeigt. Wir haben viele tolle Menschen kennengelernt“, resümierte Sabrina Lang. Und auch unsere beiden Gäste haben sich bei uns wohlgefühlt. Am Ende des Tages waren sich alle vier einig: An einem solchen Aktionstag würden sie auf jeden Fall wieder teilnehmen!