Ressourcenschonung mit System: Unser Energiemanagement
Für den Betrieb eines Messegeländes, wie bei uns in Düsseldorf, ist einiges an Energie und Technik vonnöten. Damit bei unseren großen Industriemessen, bei denen hunderte Maschinen im laufenden Betrieb gezeigt werden, alle Aussteller in angenehm temperierten Hallen gleichzeitig z. B. mit Strom und Druckluft versorgt werden können, bedarf es einer ausgeklügelten Technik. Was dafür bei uns im Untergrund abläuft, haben wir Euch in unserem Beitrag über die Messe-Katakomben gezeigt.
Und auch wie wir immer einen kühlen Kopf behalten, konntet Ihr schon bei uns erfahren. Zusammen mit dem Betrieb unseres Geländes und Verwaltungshochhauses kommt da einiges zusammen.
Als verantwortungsbewusstes Unternehmen ist es uns jedoch sehr wichtig, den Energieverbrauch so gering wie möglich zu halten. Deshalb wird bei der Messe Düsseldorf schon seit einigen Jahren sehr genau erfasst, wie hoch die benötigten Mengen sind, und systematisch daran gearbeitet, sie zu reduzieren.
Was es mit diesem Energiemanagementsystem auf sich hat, haben wir uns von Peter Klemp (PK, links im Bild), dem Energiemanagementbeauftragten der Messe Düsseldorf und seinem Stellvertreter, Roland Poßberg (RP), erklären lassen.
Redaktion: Herr Klemp, Sie sind der Energiemanagementbeauftragte der Messe Düsseldorf. Wie kamen Sie zu diesem Job?
PK: Ich habe diese Aufgabe Ende 2014 von einem Kollegen übernommen. Da war ich schon seit 15 Jahren als Projektreferent im Bereich Betriebstechnik bei der Messe. Für diesen neuen Verantwortungsbereich habe ich wohl wegen meiner bisherigen Aufgaben und meines Uni-Studiums der Energietechnik die erforderlichen Voraussetzungen mitgebracht.
Redaktion: In welchen Bereichen wird das Energiemanagementsystem der Messe Düsseldorf angewendet?
PK: Unser Energiemanagementsystem umfasst alle Gebäude auf dem Messegelände nebst Fuhrpark und alle eingesetzten Energieträger. Seit 2014 sind wir nach DIN EN ISO 50001 zertifiziert und müssen dafür bestimmte gesetzliche Vorgaben erfüllen, die jährlich überprüft werden. Im Wesentlichen geht es um Strom- und Heizenergieverbrauch, um Lüftung, Kälteerzeugung, Druckluft und Wasserverbrauch. Wir versuchen dabei einerseits unseren Verbrauch zu reduzieren, gleichzeitig geht es aber auch darum, die Energieerzeugung und -verteilung zu verbessern und energetisch effizienter zu machen. Um das zu erreichen, hat die Messe Düsseldorf kräftig investiert und verschiedene große Maßnahmen ermöglicht. Zum Beispiel haben wir auf zwei Hallendächern Photovoltaikanlagen installiert, ein effizientes Blockheizkraftwerk gebaut und unsere Kälteerzeugung von 30 autarken Kältemaschinen an 13 Standorten auf einen automatisierten Kälteverbundbetrieb mit 14 Kältemaschinen an 5 Standorten umgestellt. Dazu kommen aber noch unzählige kleinere Maßnahmen, die alle zum System beitragen.
Redaktion: 2011 hat die Messe Düsseldorf bei Ökoprofit mitgemacht. Was hat es damit auf sich?
RP: Ökoprofit ist Bestandteil des Düsseldorfer Klimaschutzprogramms und unterstützt Betriebe im Bereich der Energieeinsparung und Ressourceneffizienz. Die Messe-Düsseldorf wurde in 2011 erstmalig als Ökoprofit-Betrieb ausgezeichnet. Hierbei wurde die Umsetzung der umweltrechtlichen Verpflichtungen und Maßnahmen zur Energieeinsparung geprüft. Über das Programm nehmen wir auch immer wieder an Workshops teil und stehen im Austausch mit anderen ausgezeichneten Unternehmen.
Redaktion: Was waren seit dem Beginn Ihrer Arbeit und der Zertifizierung im Jahr 2014 die größten Erfolge und Überraschungen?
PK: Der größte Erfolg ist, dass wir ein System gegen das Vergessen eingeführt haben, die sogenannte „Ampelliste“. Da schreiben wir alle Empfehlungen, Fehler und Maßnahmen hinein und verlangen von den entsprechenden Verantwortlichen der Messe Düsseldorf eine Rückmeldung bzw. einen Erledigungsvermerk.
Die größte Überraschung: Viele Verantwortliche müssen permanent erinnert werden, dass Sie noch eine Rückmeldung bzw. einen Erledigungsvermerk zurückmelden müssen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, oder?
Redaktion: Was für Ziele/Projekte haben Sie als nächstes?
PK: Mein langfristiges Ziel, eher Wunsch ist es, mehr (alle) Kollegen und Vorgesetzte für die Idee und den Sinn des Energiesparens zu gewinnen. Nicht so viel darüber reden, einfach machen. Mein aktuelles Projekt: der Umbau des Rechenzentrums in der Halle 13 und Reduzierung des Energieeinsatzes für die Kühlung.
Redaktion: Ist Energiemanagement bei der Messe Sisyphusarbeit oder eine befriedigende Aufgabe?
RP: Nun ja, beides. Sisyphusarbeit in dem Sinne, ein strukturiertes und nachhaltiges System aufzustellen, welches im Unternehmen akzeptiert wird. Denn es wird bei den Mitarbeitern als Mehrarbeit angesehen, obwohl es im privaten Leben ganz selbstverständlich ist. Und befriedigend, wenn man nach einiger Zeit feststellen kann doch etwas bewegt zu haben und die Arbeit Erfolge verbuchen kann.
Redaktion: Wie wichtig ist ein funktionierendes Energiemanagement zukünftig für Unternehmen?
RP: Es ist eine von vielen Säulen an denen der Erfolg und das Image eines Unternehmens gemessen werden kann, und wirkt zusätzlich noch weit darüber hinaus.
Redaktion: Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei unserem Energiemanagementsystem?
RP: Die Mitarbeiter spielen eine sehr große Rolle, ohne ihr Mitwirken können die Klimaschutzziele zur CO2-Einsparung nicht umgesetzt werden. Und das funktioniert bei uns schon richtig gut. Wir fragen die Kollegen in den verschiedenen Abteilungen regelmäßig, wo und wie wir noch energieeffizienter werden können, ohne Qualität einzubüßen. Außerdem reichen die Kollegen von sich aus Vorschläge ein, von denen wir schon viele umgesetzt haben. Das reicht von der nächtlichen Abschaltung von Lüftung und Beleuchtung, über Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder an wenig frequentierten Orten bis hin zum Austausch von Leuchtmitteln gegen LEDs. Allein die Umsetzung der Mitarbeitervorschläge hat bis Ende 2016 zu einer jährlichen Ersparnis von 476.000 kWh Strom geführt, das entspricht dem Jahresstromverbrauch von 119 Haushalten. Das zeigt: Ein aufmerksamer Blick für den Alltag und jede kleine Maßnahme verändern etwas. Es liegt in unserer Hand den Klimawandel und unsere wirtschaftlichen Ziele in Einklang zu bringen.
Redaktion: Ihr persönlicher Energiespartipp für Büro und zu Hause?
PK: Einfach ausschalten, was nicht benötigt wird. Also zum Beispiel beim Verlassen des Büros das Licht ausmachen, wird der Drucker nicht benötigt, den Ausschalter bedienen und Monitore nicht auf Standby laufen lassen. Das kostet nichts und ist einfach auszuführen. Ansonsten stetig energieeffiziente Technik einsetzen, z. B. LED-Leuchtmittel und Bewegungsmelder.
RP: Ich mache keinen Unterschied zwischen Büro und Zuhause. Wir sollten immer darauf achten, Energie und somit auch Ausgaben zu sparen. Deshalb: Licht und Geräte „Aus“, wenn sie nicht benötigt werden. Heizen oder Kühlen nur, wenn es nötig ist. Und vorausschauend handeln, d. h. bei Neuanschaffungen auf den Energieverbrauch achten.
Vielen Dank für das Gespräch! Dass der Einsatz unserer Kollegen und die systematische Arbeit an unserer Energieeffizienz Erfolg hat, belegen die Zahlen der letzten Jahre. Dank der verschiedenen kleineren und größeren Maßnahmen konnten wir unseren Stromverbrauch bei Messen in den letzten 10 Jahren um 20 Prozent und unseren Heizenergiebedarf trotz wachsender Ausstellungsfläche um 30 Prozent senken und sparen inzwischen jährlich rund 5.000 Tonnen CO2.
Wie haltet Ihr es mit dem Energiesparen? Habt Ihr noch Tipps für uns? Wir freuen uns auf Eure Anregungen in den Kommentaren!