Frauen-Power bei der Messe Düsseldorf
Kaum zu glauben, aber wahr: Fehlende Waschräume und Umkleidekabinen in Betrieben sind ein Grund dafür, dass Frauen keine Berufe im Handwerk ergreifen. Nicht so bei uns! Vom Aufbau neuer Messehallen über die Ausstattung unserer Büroräume bis hin zur Instandsetzung der elektrotechnischen Anlagen – auf unserem Messegelände fallen allerhand technische Aufgaben an. Diese Tätigkeiten werden bei der Messe Düsseldorf GmbH aber nicht nur von Männern, sondern immer öfter auch von Frauen übernommen. 🙂
Die Messe Düsseldorf, eine vielseitige Arbeitgeberin
Wir haben den Girls’ Day am 27. April 2017 zum Anlass genommen, um mit drei unserer technikaffinen Kolleginnen zu sprechen. Im Interview haben uns Bauingenieurin Martina Knell (MK), Schreinerin Bianca Richter (BR) und Elektrikerin Sharon-Alexa Majhen (SM), verraten, wieso sie sich für oftmals noch sehr männerdominierte Berufe entschieden haben.
Ihr Beruf ist kein typischer Frauenberuf. Wie sind Sie dazu gekommen?
MK: Natürlich ist Bauingenieurin nicht der klassische Frauenberuf, aber ich war schon immer sehr gerne handwerklich tätig und habe früh ein Faible für Baustellen entwickelt. Auch in der Schule habe ich gemerkt, dass mir eher die naturwissenschaftlichen Fächer wie Mathematik und Physik liegen. Dies gab mir die Bestätigung, dass ich einen technischen Beruf ergreifen und schließlich Bauingenieurwesen studieren möchte. (Foto rechts: Martina Knell in Ihrem Element.)
BR: Ich bin handwerklich sehr begabt und finde es toll, wenn ich direkt ein Ergebnis meiner Arbeit sehe. Aus diesem Grund stand für mich schon immer fest, dass ich ins Handwerk gehen werde. Für meinen Beruf als Schreinerin habe ich mich entschieden, weil Holz ein sehr vielseitiges Material ist und mir zur Spezialisierung viele unterschiedliche Bereiche zur Auswahl standen.
SM: Zu meinem Beruf bin ich durch meinen „Alleskönner-Papa“ gekommen. Er gab mir bereits in meiner Kindheit handwerkliche Aufgaben und so lernte ich beispielsweise von ihm, wie man einen Fön repariert. Das erweckte in mir großes Interesse für das Handwerk, weshalb ich mehrere technische Praktika in unterschiedlichen Unternehmen absolvierte, bis ich schließlich in der Elektrowerkstatt der Messe Düsseldorf gelandet bin. 😉 (Foto: Sharon-Alexa Majhen ist seit über zehn Jahren bei der Messe Düsseldorf GmbH beschäftigt.)
Wie waren die ersten Reaktionen bei der Familie oder auch den Kollegen?
MK: An die Reaktionen aus meinem engeren Umfeld kann ich mich ehrlich gesagt nicht mehr wirklich erinnern, aber ich glaube für alle, die mich kennen war schnell klar, dass ich so eine Richtung einschlagen werde. Auch meine Kollegen haben meine Entscheidung immer sehr positiv aufgenommen, weshalb ich auch im Berufsalltag keine Unterschiede zu meinen männlichen Kollegen feststellen kann.
BR: Von meiner Familie wurde meine Entscheidung, Schreinerin zu werden, sofort akzeptiert. Meine Freunde hingegen waren anfangs etwas stutzig. Schließlich kommt es leider noch immer nicht so oft vor, dass Frauen handwerkliche Berufe ergreifen. Aber so richtig ein Veto eingelegt hat keiner, denn alle haben gemerkt, dass ich Spaß an meiner Arbeit habe und das ist doch das Wichtigste.
SM: Anfangs waren vor allem meine Eltern skeptisch, ob ein Beruf im Handwerk das Richtige für mich ist. Dabei zweifelten sie überhaupt nicht an meinem Können! Ihre Sorge war es viel mehr, dass die Werkstätten der Unternehmen nicht auf weibliches Personal eingestellt sind und beispielsweise keine getrennten Waschräume und Umkleidekabinen zur Verfügung stehen. Bei der Messe Düsseldorf war dies aber nicht der Fall. Nach meinem Probearbeiten in der Elektrowerkstatt und der anschließenden Begeisterung für dieses Berufsfeld, konnte ich meine Familie doch davon überzeugen, dass Elektrikerin der richtige Beruf und die Messe Düsseldorf die perfekte Arbeitgeberin für mich ist! Meinem Gefühl nach brauchten auch meine männlichen Kollegen etwas Zeit, um sich an mich als gleichwertige Arbeitskraft zu gewöhnen und mir zu vertrauen. (Foto rechts: Bianca Richter in der Werkstatt der Messe Düsseldorf.)
Wo haben es Ihre männlichen Kollegen leichter als Sie?
MK: Wie schon gesagt sehe ich keinen Unterschied zwischen mir und meinen männlichen Kollegen, zumindest gibt es keine geschlechtsspezifischen Auffassungsunterschiede. Männer können ja nicht zwangsweise besser Technik als Frauen, oder umgekehrt.
BR: Fachlich sehe ich keinen Unterschied zu meinen männlichen Kollegen. Aber ich muss schon zugeben, dass sie mir, wenn es um das Heben schwerer Lasten geht, körperlich überlegen sind. Dank diverser Hilfsmaterialien, wie zum Beispiel Hebebühnen, können meine Kollegin und ich aber mithalten. 😉
SM: Meine männlichen Kollegen sind alle älter und haben dadurch schon gewisse Berufserfahrung, die mir an mancher Stelle vielleicht noch fehlt. Es kommt sehr selten, aber doch manchmal vor, dass ich nicht ernst genommen werde oder mich Kunden für die Sekretärin halten. Darüber kann ich inzwischen aber schmunzeln.
Welche Voraussetzungen müssen Bewerberinnen für Ihren Beruf mitbringen?
MK: Naturwissenschaftliches Verständnis ist eine wichtige Voraussetzung, die eine angehende Bauingenieurin mitbringen sollte. Vor allem Mathematik sollte einem liegen, denn das Studium ist zunächst sehr mathematisch ausgelegt. Außerdem ist ein Interesse für das Bauen und die Entstehung von Gebäuden und Bauwerken, wie zum Beispiel Brücken oder Tunneln, von Vorteil. Die Messe Düsseldorf habe ich mir übrigens wegen der vielen verschiedenen Aufgaben ausgesucht. Wir begleiten Bauvorhaben, von der Planung bis zur Nutzung und Instandhaltung. Wir bauen neue Messehallen oder bauen bestehende um, es gibt Kongresszentren, die instandgehalten oder saniert werden. Dazu kommen noch sicherheitsrelevante Fragen wie Brandschutz: Was passiert bei einem Brand, wie wird das Gebäude geschützt und was muss man baulich tun, damit niemand zu Schaden kommt und der Schaden möglichst gering bleibt.
BR: Wichtig ist, dass man räumliches Vorstellungsvermögen und Kreativität besitzt. Es reicht nicht aus, eine Idee nur im Kopf zu haben, sie muss später auch mit den geeigneten Materialien umgesetzt werden können. Außerdem sollte einem der Umgang mit Zahlen Spaß machen. Wer dann noch selbstständig und präzise arbeiten kann und Holz liebt, ist genau richtig.
SM: Durchsetzungsvermögen, Kraft und gelegentliche Gehörlosigkeit (manche Witze oder Körpergeräusche möchte auch ich nicht hören)! 😉 Zudem mathematisches Verständnis, gutes Erklärungsvermögen und Know-how, denn viele Kunden möchten gerade von Frauen im Handwerk Einiges erklärt bekommen.
Mädels, ihr seht, es müssen nicht immer die typischen Frauenberufe sein. Traut euch also ran an Messebau, Elektronik und Holzarbeiten, es lohnt sich! PS: Immer bis zum 15. November des Vorjahres könnt ihr euch auf eine Ausbildungsstelle bei uns bewerben. Wir freuen uns auf eure Bewerbungen!
Fotos: ctillmann