#MeinWeg zur Bekleidungspräsentation für Tokio: Interview mit Patrick Muno
Einer der letzten Meilensteine auf dem Weg nach Tokio ist geschafft: Anfang Mai waren wir als Key-Partner von Team Deutschland und Team Deutschland Paralympics wieder Co-Gastgeber der Präsentation der Bekleidung für die Olympischen und Paralympischen Spiele. Aus dem Congress Center Düsseldorf (CCD) wurde die neue adidas-Kollektion per Livestream vorgestellt. Mit unserem Gruppenleiter Event Patrick Muno haben wir darüber gesprochen, wie es hinter oder besser gesagt über den Kulissen zuging und inwiefern sich die Inszenierung einer Online-Übertragung von der Durchführung einer Live-Show unterscheidet.
„Mein Weg“
„Wir mussten einen Umweg nach Tokio gehen“: Ganz zu Beginn des Events brachte es die Moderatorin, Olympiasiegerin und ehemalige Bahnradsportlerin Miriam Welte bereits auf den Punkt. Denn wie so viele andere Veranstaltungen mussten die Olympischen und Paralympischen Spiele Pandemie-bedingt von 2020 auf den Zeitraum zwischen dem 23. Juli und dem 8. August 2021 verschoben werden. Und damit fiel auch die ursprünglich 2020 geplante Bekleidungspräsentation auf dieses Jahr. Das Event wurde erstmals in seiner Geschichte digital umgesetzt – in einer Mischung aus Live-Talk und zahlreichen Bewegtbild-Clips. Als Kulisse dienten im Raum 1 des CCD Motive aus der kürzlich gestarteten Kommunikationskampagne des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sowie des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) zu Tokio, „Mein Weg“.
Wie in den vergangenen Jahren hat die Messe Düsseldorf die Präsentation der Bekleidung im Auftrag der Deutschen Sport Marketing (DSM), der Vermarktungsagentur von DOSB und DBS, realisiert. Seit Sydney 2000 bringen wir als einer der weltgrößten Messeveranstalter unsere Kompetenzen aus internationalen Großveranstaltungen sowie unser globales Netzwerk in die deutsche olympische und paralympische Familie ein. Wir schaffen für die Athletinnen und Athleten immer wieder Plattformen für Begegnungen von Sport, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft. Dazu zählen insbesondere die Deutschen Häuser während der Spiele aber auch Events wie die Para Sportler des Jahres und die Präsentation der Bekleidung.
Mehr als nur „Licht an, Licht aus und ein bisschen mit Konfetti rumschießen“
Seitens der Messe Düsseldorf unterstützt unter anderem Patrick Muno all diese Formate. Wenn es gerade mal nicht sportlich hergeht, ist der Gruppenleiter Event dafür zuständig, Anlässe wie Empfänge, Preisverleihungen oder Ausstellerpartys auszurichten oder wie er selbst sagt: „Kreativ zu sein und Licht an, Licht aus und ein bisschen mit Konfetti rumzuschießen“. Wie ihm seine Erfahrungen in Sachen Live-Entertainment aus seiner Zeit als stellvertretender Theaterleiter im Apollo Varieté bei Roncalli bei der Planung der Präsentation der Bekleidung 2018 und in diesem Jahr geholfen haben, verrät er uns im Interview.
„Die Kunst ist es, durch den Bildschirm Emotionen zu wecken.“
Redaktion: Worauf lag der Fokus bei der Inszenierung der Bekleidungspräsentation?
Patrick Muno (PM): Ganz klar natürlich auf der Bekleidung! Bei der Präsentation stellen adidas, der DOSB und der DBS erstmals die Kleidung für die Olympischen und Paralympischen Spiele der Öffentlichkeit vor und das soll gefeiert werden. Tatsächlich ist das bei einer Online-Veranstaltung nicht ganz so leicht wie bei einem physischen Event. Da kannst du die Kleidung in Aktion sehen – für die Bekleidungspräsentation für Korea haben wir zum Beispiel Athletinnen und Athleten als Models eingebunden und eine Breakdance-Gruppe sowie Artisten engagiert. So kommen die Wirkung und die Funktionalität ganz anders rüber. Dies wurde diesmal über Videos erreicht. Die Athletinnen und Athleten haben zudem in Talkrunden auf der Bühne die aktuelle Kollektion getragen. Hinzu kommt das Interview mit adidas Design Director Melina Hartmann mit zahlreichen Hintergrundinformationen.
Welche Herausforderungen hat die Inszenierung eines virtuellen/hybriden Events?
PM: Jedes Event lebt von Emotionen – wenn die nicht beim Publikum ankommen, wird es eine richtig zähe Angelegenheit. Die Kunst bei virtuellen oder hybriden Events ist es also, Emotionen auch durch einen Bildschirm zu wecken. Das Repertoire ist dabei allerdings schon eingeschränkter. Daher hat die DSM bei der Präsentation der Bekleidung auf Einspieler gesetzt, die ans Herz gehen und die Leidenschaft rund um den Sport transportieren sollen.
Nur durch solch kurzen und knackigen Content gelingt es, die Zuschauerinnen und Zuschauer am Bildschirm zu halten. Deswegen war es allen Beteiligten sehr wichtig, dass der Livestream nicht länger als eine Stunde geht. Und das haben wir dann auch mit einer Punktlandung geschafft. Dafür ist ein reibungsloser Ablauf essenziell: Während ein Techniker die Bilder abmischt, startet ein anderer die Einspieler, der nächste erstellt die Bauchbinden und einer gibt Informationen weiter, also z. B. welches Kamerabild gerade gezeigt werden soll.
Dank dieses eingespielten Workflows ist es uns dann auch gelungen, die Zugriffszahlen bis kurz vor Ende konstant zu halten.
Welche Vor- und Nachteile gibt es bei der Inszenierung eines virtuellen/hybriden Events?
PM: Da knüpfe ich direkt an das Thema Emotionen an – ein Nachteil ist, dass nicht direkt deutlich wird, wie deine Arbeit beim Publikum ankommt, da es ja keine direkte Response gibt. Die Zugriffszahlen sind der einzige Indikator dafür, dass alles funktioniert, die Leute nicht von den Filmen gelangweilt oder die Interviews nicht zu lang sind.
Dadurch, dass alles sekundengenau nach Regieplan getaktet sein muss, gibt es wenig Spielraum und du kannst kleine Verzögerungen im Ablauf nicht überbrücken. Gleichzeitig ist das aber auch ein Vorteil: Wenn alles gut vorbereitet ist, läuft ein virtuelles Event eigentlich ganz entspannt durch, ohne dass man Kopfschmerzen haben muss. Was auch super ist: Ein Livestream kann immer aufgezeichnet werden, sodass später Ausschnitte oder sogar die ganze Show weiterverwendet werden können. Und ohne die Möglichkeit, Veranstaltungen auch virtuell durchzuführen, hätte die Bekleidungspräsentation z. B. einfach nicht stattfinden können – das ist auch ganz klar ein Vorteil!
Was gilt es im Vergleich zu physischen Events zu beachten?
PM: Erstmal ist für uns hinter den Kulissen alles völlig anders. Ich habe schon bei der Vorbereitung viel öfter am PC gearbeitet als ich es normalerweise mache. Es gab deutlich mehr Meetings, weil besonders die Abstimmung und der Aufwand rund um die Technik viel aufwendiger ist. Später sitzt du dann mit den Kolleginnen und Kollegen wie in einem TV-Studio vor unzähligen Bildschirmen und alle orientieren sich nach den Regieanweisungen.
Aber natürlich ist es auch für die Protagonistinnen und Protagonisten auf der Bühne ganz anders. Sie müssen z. B. immer darauf achten, in die richtige Kamera zu schauen. Bei der Präsentation der Bekleidung haben wir mit drei Kameras gearbeitet, die im ganzen Saal verteilt waren. Wer das nicht gewohnt ist, für den ist das schon eine Herausforderung. Dafür hatten wir dann extra eine Person an der Bühne positioniert, die angezeigt hat, in welche Richtung geschaut werden soll oder mal daran erinnert hat, das Mikrofon richtig zu halten. Das sind zwar alles nur Kleinigkeiten, aber doch entscheidende Details. Zum Glück sind aber alle sehr professionell mit der Situation umgegangen. Ein gutes Beispiel ist Miriam Welte: Sie hat das wirklich ganz fantastisch gemacht, obwohl sie als ehemalige Sportlerin noch recht neu im Showgeschäft und auf der Bühne ist.
Teamplay wird großgeschrieben
Du hast schon an vielen Shows und Events mitgewirkt: Inwiefern ist dir deine Erfahrung bei der digitalen Bekleidungspräsentation zugutegekommen und welche Learnings hast du mitgenommen?
PM: Vor allem musst du personell sehr gut aufgestellt sein. Viele denken, dass gerade für ein virtuelles Event nur eine Bühne notwendig ist, auf die fünf Stühle und eine Rückwand gestellt werden und dann geht’s los. Im Hintergrund macht eine solche Produktion aber ähnlich viel Aufwand wie eine Ausstellerparty für 4.500 Leute. Deshalb muss in der ganzen Location ein gutes Team verteilt sein, mit dem du permanent in Verbindung stehst. Das erspart viel Rennerei und eventuelle Probleme lassen sich schneller lösen. Bei der Präsentation der Bekleidung standen z. B. eine Kollegin von der DSM sowie mein Assistent an der Bühne im Saal und ich war via Funk aus der darüber liegenden Technikkanzel mit ihnen in Kontakt. Es ist einfach ein ganz wichtiger Punkt, dass alle Gewerke Hand in Hand miteinander arbeiten. Das ist aber grundsätzlich bei Veranstaltungen essenziell. Genauso wie ein gutes Briefing – daran wurde ich jetzt auch wieder erinnert.
Um ehrlich zu sein, habe ich vor allem gelernt, dass mein Herz für Live-Entertainment und physische Events schlägt und ich nicht gerne Aufnahmeleiter im Fernsehstudio wäre.
Was war dein Highlight bei den bisherigen Events rund um Olympia bzw. die Paralympics?
PM: Definitiv die Bekleidungspräsentation anlässlich der Winterspiele in Korea. Vorher gab es immer klassische Modenschauen und der Wunsch von adidas war, in einer coolen Location ein richtiges Spektakel zu inszenieren. Dazu haben wir dann Sportlerinnen und Sportler eingebunden. Die damalige Kampagne hieß „Merk dir mein Gesicht“. Vor dem Start des Events im ALTEN KESSELHAUS des AREAL BÖHLER haben wir in einer geheimen Aktion LED-Streifen in die Kapuzen der Hoodies einarbeiten lassen. Die Athletinnen und Athleten standen in einem Kessel und haben im Rahmen der Show über eine Fernbedienung in ihren Taschen nach und nach ihre Hoodies „eingeschaltet“. Damit hat niemand gerechnet.
Und Korea selbst war auch nochmal ein Highlight. Dort habe ich erstmals ein Deutsches Haus mit den Kollegen vom Team Special Events der Messe Düsseldorf und Verantwortlichen der DSM mitorganisiert. Deutschland war in Pyeongchang ja auch recht erfolgreich und es war etwas ganz Besonderes, mit der DSM den Medal Walk zu inszenieren, bei dem die Sportlerinnen und Sportler bei ihrer Rückkehr ins Deutsche Haus regelrecht abgefeiert wurden. Wir haben ihnen immer einen richtig coolen Show-Auftritt bereitet – mit Licht, Nebel, Musik und allem was dazugehört. Die Stimmung war einfach großartig – da macht es dir auch nichts aus, wenn du vier Wochen lang bis spätabends durcharbeitest.
Vielen Dank, Patrick, für das Interview! Ihr wollt von der Präsentation der Bekleidung jetzt aber nicht nur lesen, sondern sie auch sehen? Dann schnell hier entlang zur Aufzeichnung des Livestreams vom 6. Mai 2021:
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